Der Landkreis Wesermarsch ist in großen Teilen von Wasser umgeben und weite Teile liegen unterhalb des Meeresspiegels. Durch diese Faktoren ist er einer besonderen Hochwassergefährdung ausgesetzt. Zum Schutz vor sturmflutbedingtem Hochwasser sind in der Region umfassende Schutzanlagen eingerichtet. Hochwasser durch Starkregen steht bisher weniger im Fokus der Bevölkerung und der Behörden. Eine Säule des Projektes LifeGRID ist es, die Resilienz, also die Widerstandsfähigkeit, der Bevölkerung des Landkreises Wesermarsch für ein solches Katastrophenszenario zu stärken.

 
Der Landkreis Wesermarsch und seine Bevölkerung

Der Landkreis Wesermarsch ist ein ländlich geprägter Raum. Mit (statistisch betrachtet) 1,1 Menschen pro Hektar [1] ist der Landkreis Wesermarsch eine dünn besiedelte Region. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in Deutschland liegt bei 2,33 Menschen pro Hektar [2]. Tendenziell liegt ein negatives Bevölkerungswachstum, die Bevölkerung im Landkreis Wesermarsch schrumpft [3]. 

Im Projekt LifeGRID möchten wir die Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises von jung bis alt ansprechen. Im Fokus haben wir dabei zunächst junge Erwachsene, pflegende Angehörige und Menschen, die im Katastrophenfall als Nachbarschaftshelfende tätig werden könnten. Zudem schauen wir auch auf Personengruppen, die besonderen Schutz benötigen, zum Beispiel weil sie bereits im Alltag auf Pflege und/oder Unterstützung durch andere Personen angewiesen sind. Unsere Maßnahmen im Bereich der Pflege finden Sie hier.

 

Katastrophenresilienz in der Bevölkerung

Der Begriff Resilienz wird häufig unterschiedlich verwendet. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) definiert Resilienz als die „Fähigkeit eines Systems, Ereignissen zu widerstehen bzw. sich daran anzupassen und dabei seine Funktionsfähigkeit zu erhalten oder möglichst schnell wieder zu erlangen“ [4]. Resilienz geht dabei aber über das bloße Widerstehen eines Ereignisses hinaus und stärkt idealerweise auch die Fähigkeiten von sozialen Systemen5. Eine Gruppe von Menschen kann dabei auch als ein System verstanden werden. Für die Menschen im Landkreis Wesermarsch bedeutet das, dass sie als resiliente Bevölkerung Fähigkeiten besitzen, um den beschriebenen Katastrophenfall zu bewältigen. Gleichzeitig entwickeln sie Stärken, so dass sie auf erneute Katastrophen noch besser reagieren können. Es ist davon auszugehen, dass sich Resilienz einerseits durch positive Erfahrungen, also der erfolgreichen Bewältigung von Katastrophen entwickelt. Andererseits tragen vorbereitende Maßnahmen, wie die Auseinandersetzung mit dem Thema Katastrophenvorsorge und konkrete vorsorgende Maßnahmen, wie die Schaffung von Notfallvorräten, zur Steigerung von Resilienz bei. Der Zusammenhalt von Menschen vor, während und nach einer Katstrophe und die Erfahrung von gemeinsamer Bewältigung wirken außerdem resilienzsteigernd. Soziale Unterstützung zeigt sich in Katastrophensituationen immer wieder in Form von zum Beispiel Nachbarschaftshilfe oder gemeinschaftlicher Unterstützung von Hilfsorganisationen [5].

 

Was LifeGRID für die Bevölkerung erreichen möchte
  • Um die Katastrophenresilienz der Allgemeinbevölkerung zu stärken, möchten wir folgende Ziele erreichen:
  • Wir möchten das Bewusstsein der Bevölkerung über das Auftreten und die Bewältigung von Katastrophen festigen.
  • Wir möchten über Vorsorgemaßnahmen informieren und dafür motivieren.
  • Wir möchten für soziale Unterstützung (Nachbarschaftshilfe) im Katastrophenfall sensibilisieren.
  • Wir möchten für die Bevölkerung, soweit möglich, Erfahrungen im Umgang mit Katastrophen schaffen.
  • Wir möchten die Handlungsfähigkeit der Bevölkerung im Katastrophenfall stärken.

 

Welche Maßnahmen für die Bevölkerung geplant sind
  • Wir setzen Informationskampagnen mit Veranstaltungen und Informationsmaterialien um. Dazu gehören Aktionstage und Projektwochen.
  • In unserer Bevölkerungsbefragung zu Themen rund um Katastrophenvorsorge möchten wir herausfinden, was die Bevölkerung braucht, um ihre Resilienz zu stärken. So können wir unsere Maßnahmen zielgerecht entwickeln.
  • Wir erarbeiten Empfehlungen zum Thema Vorsorgemaßnahmen (zum Beispiel Bevorratung) für den Katastrophenfall.
  • Wir bieten Übungen und Schulungen zum Umgang mit Katastrophen an.

Ein wichtiges Element des Projektes ist die partizipative Einbindung der Menschen, die wir erreichen wollen. Dafür arbeiten wir zum einen mit einem Fachbeirat Bevölkerung zusammen, der uns berät. Alle Maßnahmen werden unter Einbezug des Fachbeirats erarbeitet. Die wissenschaftliche Evaluation erfolgt durch die Jade Hochschule . Die Ergebnisse sind regional und bundesweit für eine Weiterverwendung vorgesehen und werden in Fachpublikationen sowie auf dieser Webseite veröffentlicht. Auf der Veranstaltungsseite und im Downloadbereich finden Sie weitere Informationen.

 

Quellenverzeichnis:

[1] Landkreis Wesermarsch (2022): Unser Landkreis. Zahlen-Daten-Fakten. Online: https://wesermarsch.de/landkreis/unser-landkreis/zahlen-daten-fakten/  (Stand: 14.06.2024)

[2] Deutschlandatlas (2024): Wo wir leben. Bevölkerungsdichte: Deutschland auf Platz 6 der dichtest besiedelten Länder in Europa. Online: https://www.deutschlandatlas.bund.de/DE/Karten/Wo-wir-leben/006-Bevoelkerungsdichte.html (Stand: 14.06.2024)

[3] Wegweiser Kommune  (2022): Landkreis Wesermarsch. Online:  https://www.wegweiser-kommune.de/kommunen/wesermarsch-lk (Stand: 14.06.2024)

[4] Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (2024): Glossar. Resilienz. Online:  https://www.bbk.bund.de/DE/Infothek/Glossar/_functions/glossar.html?nn=19742&cms_lv2=19836  (Stand: 25.06.2024)

[5] Beerlage, I. (2023). Resilienz von Gemeinschaften, Städten und Gemeinwesen/Community Resilience. 1 Hintergründe, Verständnis und Modelle. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.). Leitbegriffe der Gesundheitsförderung und Prävention. Glossar zu Konzepten, Strategien und Methoden.online: https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/resilienz-von-gemeinschaften-staedten-und-gemeinwesen-community-resilience-1-hintergruende-verstaendnis-und-modelle/ (Stand: 03.11.2023)