Simulationen und Übungen für mehr Sicherheit: Rückblick auf die 4. SifoLIFE Wissenswerkstatt in Freiburg
20.11.2025Wie Simulationen und Übungen den Bevölkerungsschutz stärken können – genau diese Frage stand im Mittelpunkt der 4. Wissenswerkstatt der SifoLIFE-Förderlinie, die am 18. und 19. November 2025 im „Haus zur lieben Hand“ in Freiburg stattfand. Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, projektübergreifend Methoden, Erfahrungswerte und Anwendungsszenarien zusammenzuführen, um eine gemeinsame Grundlage für innovative Sicherheitslösungen zu schaffen.
Impulse aus Psychologie, Soziologie und Didaktik: Simulationen als Lern- und Forschungsräume
Bereits am ersten Tag wurden zentrale Perspektiven auf Simulationen und Übungen vorgestellt:
• Sozialpsychologische Simulationen von Fußgängerströmen
Prof. Dr. Anna Sieben zeigte gemeinsam mit ihrem Team, wie Simulationsmodelle helfen, Evakuierungs- und Bewegungsszenarien besser zu verstehen. Die Verbindung aus empirischer Forschung und modellbasierten Ansätzen eröffnet neue Möglichkeiten, reale Dynamiken vorauszudenken und konkrete Maßnahmen abzuleiten.
• Übungen als Forschungsgegenstand der Soziologie
Prof. Dr. Stefan Kaufmann beleuchtete die Rolle von Übungen für organisationale Lernprozesse. Übungen seien nicht nur Erprobungsräume, sondern eigene soziale Phänomene, in denen Wissen, Routinen und Zusammenarbeit neu ausgehandelt werden.
• Simulation als Lernraum in der Mensch-Technik-Interaktion
Am zweiten Tag führte Prof. Dr. Jennifer Stemmann in die Herausforderungen ein, die entstehen, wenn technische Systeme, Nutzer:innen und komplexe Szenarien zusammenkommen. Simulationen bieten hier notwendige Räume, um Handlungsfähigkeit und Verständnis zu fördern, bevor reale Gefahrenlagen auftreten.
Open Spaces und Posterwerkstatt: Projektübergreifendes Lernen im Fokus
Ein zentrales Element der Veranstaltung war der gemeinsame Workshop zu projektinternen Simulationen und Übungen.
Alle beteiligten Projekte präsentierten Poster, die vier zentrale Leitfragen behandelten, darunter:
1. Welche Simulationen und Übungen werden genutzt?
2. Welche Ziele verfolgen sie?
3. Welche Erkenntnisse wurden bereits gewonnen?
4. Welche Mehrwerte ergeben sich daraus für Krisenmanagement und Übertragbarkeit?
In gemischten Gruppen diskutierten die Teilnehmenden anschließend über Besonderheiten, Weiterentwicklungsmöglichkeiten und Anschlussstellen an die eigene Projektarbeit. Dieser strukturierte Austausch bot für lifeGRID wichtige Hinweise darauf, wie sich unterschiedliche Modellierungs- und Übungsarten künftig auf der Plattform darstellen, vergleichen und kombinieren lassen.
SifoLIFE-Exponate im Test: Simulation zum Anfassen
Ein weiterer Schwerpunkt war die Auseinandersetzung mit den SifoLIFE-Ausstellungsexponaten, die von IMAGINARY eingeführt wurden.
Die Teilnehmenden testeten verschiedene interaktive Stationen, die Krisenszenarien wie Stromausfall, Extremwetter oder Infrastrukturstörungen simulieren. Ziel war es herauszufinden:
• Welche Simulationsformen sind besonders anschaulich und zugänglich?
• Wie lassen sich komplexe Zusammenhänge für Bevölkerung, Politik oder Kommunen kommunizieren?
• Welche Darstellungsformen eignen sich am besten für die Öffentlichkeitsarbeit?
Warum Vernetzung der SifoLIFE-Projekte so wichtig ist
Die Wissenswerkstatt machte klar, dass die Vielfalt der SifoLIFE-Projekte ein strategischer Vorteil ist. Jede Disziplin – Psychologie, Soziologie, Technik, Didaktik – trägt unterschiedliche Perspektiven und Methoden in die gemeinsame Arbeit ein.
Durch den Austausch wurde deutlich, dass Vernetzung nicht nur organisatorisch sinnvoll ist, sondern essenzielle Innovationen ermöglicht:
• Simulationen werden vergleichbar und anschlussfähig.
• Übungen lassen sich projektübergreifend weiterentwickeln.
• Erkenntnisse fließen schneller ineinander ein.
• Gemeinsam entstehen Kommunikations- und Darstellungsformate, die Kommunen und Einsatzorganisationen erreichen.
Unser aufrichtiger Dank gilt den Organisator: innen des Begleitforschungsprojekts BeLIFE, dem gastgebenden Projekt FreiburgRESIST sowie sämtlichen Teilnehmenden für die konstruktive und inspirierende Zusammenarbeit.
Wir freuen uns auf die nächste SifoLIFE Wissenswerkstatt, die am 14. und 15. April in Meißen zu Gast bei KriKOM stattfinden wird.

Foto: Beridan

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Prof. Dr. Anna Sieben (mit Dr. Jette Schumann und Dr. Mohcine Chraibi): „Die Simulation von Fußgängerströmen. Sozialpsychologische Aspekte“
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Prof. Dr. Stefan Kaufmann: „Übungen als Gegenstand der Soziologie“
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Prof. Dr. Jennifer Stemmann: „Komplexität begreifen: Simulationen als Lernräume zwischen Theorie und Handlungskompetenz. Herausforderungen in der Mensch-Technik-Interaktion verstehen und gestalten“
Foto: Beridan

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